Valda Wilson
© Pernille Sandberg Die in Australien geborene Sopranistin Valda Wilson hat sich mit ihren Interpretationen der Werke von Mozart, Strauss, Händel, Verdi und Puccini ebenso einen herausragenden Namen gemacht, wie durch ihre Auseinandersetzung mit Partituren zeitgenössischer Komponist:innen. Sie feierte große Erfolge mit der Titelrolle von Sarah Nemtsovs Uraufführung Ophelia, als Violetta in Verdis La traviata und ihrem Debüt als Suor Angelica in Puccinis Il trittico am Saarländischen Staatstheater, in Produktionen von Wagners Die Walküre in Kopenhagen, Purcells Dido and Aeneas in Sydney sowie Glucks Orfeo ed Euridice in Tokyo. Seit der Spielzeit 2025/26 ist Valda Wilson Mitglied des Ensembles der Staatsoper Hannover, wo sie zunächst ihre Beziehung zum italienischen Repertoire – insbesondere zu den Werken Giuseppe Verdis – u.a. in der Neuproduktion von Il Trovatore vertiefen wird.
Nach ihrer Ausbildung am Sydney Conservatorium of Music gewann Valda Wilson das renommierte Rockend National Opera Studio London-Stipendium der Opera Foundation Australia. Anschließend war sie zwei Jahre lang Mitglied des Jungen Ensembles der Semperoper Dresden und kehrte danach regelmäßig als Gast an das renommierte Opernhaus zurück. Wettbewerbserfolge erzielte sie als Finalistin des Internationalen Gesangswettbewerbs Concours de Genève sowie von Plácido Domingos Operalia Competition. Von dem Dirigenten Richard Bonynge wurde Valda Wilson ausgewählt, als einzige Solistin beim Gedenkgottesdienst für Dame Joan Sutherland in der Westminster Abbey mit dem Orchester des Royal Opera House Covent Garden unter Antonio Pappano aufzutreten. Zurzeit studiert sie mit Francesca Patanè.
Welche künstlerische Zusammenarbeit hat Sie besonders geprägt?
Besonders gut erinnere ich mich daran, wie ich vor ein paar Jahren bei den Neujahrskonzerten der Bremer Philharmoniker eingesprungen bin. Dirigent war mein Freund Marko Letonja. Wir hatten praktisch keine Probenzeit und konnten uns nur gegenseitig vertrauen. Es war ein überaus fröhliches und ausgelassenes Konzert, geleitet von zwei Menschen, die sich gegenseitig in ihrer Musikalität und Bühnenpräsenz voll und ganz vertrauten. Ein Hochgenuss!
Haben Sie ein besonderes Ritual, bevor Sie auf die Bühne gehen?
Ich esse vor einem Auftritt gerne gut. (Und um ehrlich zu sein, auch währenddessen ...!) Ich treibe auch gerne Sport, um meine Energie in Schwung zu bringen und meine Muskeln aktiv und arbeitsbereit zu machen. Singen ist ein Ganzkörpererlebnis und das ganze Instrument muss wach und lebendig sein – und mit Energie versorgt!
Welche Opern-Figur würden Sie gerne mal auf einen Kaffee treffen – und warum?
Alcina. Girl ... Wir müssen zusammen einen Espresso Martini trinken. Denn obwohl ich sie verstehe, müssen wir einen besseren Weg finden, das Patriarchat zu stürzen, als ehemalige Liebhaber in Tiere zu verwandeln, die für immer auf unserer Privatinsel herumstreunen. Sie muss aufhören, ihre Tiger-King-Rachefantasie auszuleben.
Welche Reaktion nach einer Aufführung hat Sie am meisten gefreut?
Mehrere Zuschauer und Kollegen berichteten mir, dass meine Interpretation von Suor Angelica in ihren Köpfen und Herzen einen Wandel bewirkt habe. Ein junger Mann wandte sich nach zwei Jahren Funkstille an seine entfremdete Mutter. Ich freue mich, in dieser Spielzeit wieder mit meinem Il Trittico-Regisseur Wolfgang Nägele zusammenzuarbeiten, diesmal bei Il Trovatore.
Welche Musik hören Sie, wenn Sie nicht arbeiten?
Es ist ein bunter Mix: Salsa, australischem Hip-Hop (Hilltop Hoods), Mary J. Blige, P¡nk, Salt-n-Pepa, bbno$, Lady Gaga, italienischen Powerballaden der 90er, Nina Simone, Ella Fitzgerald, The Offspring, Qveen Herby, Keli Holiday ... Wenn ich etwas Meditatives brauche, dann sind es Hang-Drums oder tibetische Klangschalen.
Welche Rolle kann die Oper in unserer Zeit spielen?
Oper ist eine Art des Geschichtenerzählens. Eine sehr erhabene, aber im Kern ist sie auch nichts anderes. Eine entwickelte und klassisch ausgebildete Stimme kann das Publikum bewegen und ein tiefes gemeinsames Erlebnis schaffen. In Zeiten zunehmender Isolation bewegen uns Oper und klassische Musik zu mehr Empathie füreinander. Empathie ist eine unserer letzten Möglichkeiten, uns gegen den Abstieg in Faschismus und Angst zu wehren. Das ist unsere Berufung: Unsere eigenen Herzen zu öffnen und damit auch die Herzen derer, die uns zuhören.