SeungJick Kim
© Pernille Sandberg Der Tenor Seungjick Kim begann seine Ausbildung an der Kangwon Arts High School und absolvierte sein Gesangsstudium an der National University of Seoul. Er gewann Erste Preise bei verschiedenen Gesangswettbewerben in Südkorea und war Finalist beim Königin-Elisabeth-Wettbewerb 2014 in Brüssel. Beim Concours de Genève 2016 wurde ihm der Dritte Preis zugesprochen.
Sein Operndebüt gab er in Südkorea in der Titelpartie von Charles Gounods Faust. Darüber hinaus war er dort als Rodolfo (La Bohème), Pinkerton (Madama Butterfly), Tamino (Die Zauberflöte), Alfredo (La Traviata) und Conte d’Almaviva (Il barbiere di Siviglia) zu erleben.
In der Spielzeit 2020/21 war er Mitglied des Internationalen Opernstudios der Oper Köln, und in den darauffolgenden Spielzeiten 2021/22 und 2022/23 gehörte er dem Ensemble der Oper Köln an, wo er als Tamino (Die Zauberflöte), Belmonte (Die Entführung aus dem Serail), Pong (Turandot), Der Steuermann (Der fliegende Holländer) sowie in weiteren Partien zu erleben war.
Seit der Spielzeit 2023/24 ist er Ensemblemitglied am Landestheater Linz, wo er als Alfred (Die Fledermaus), Il Conte d’Almaviva (Il barbiere di Siviglia), Léopold (La Juive), Tamino (Die Zauberflöte), Fuchs (Die gerissene Füchsin) und Arnold Melcthal (Guillaume Tell) auf der Bühne stand.
Ab der Spielzeit 2025/26 ist er Ensemblemitglied der Staatsoper Hannover.
Welche künstlerische Zusammenarbeit hat Sie besonders geprägt?
Seit dem Moment, als ich nach Europa gekommen bin, war jedes Projekt für mich etwas Besonderes.
Durch den musikalischen, emotionalen und darstellerischen Austausch mit so vielen unterschiedlichen Menschen wachse ich mit jeder Produktion weiter – und empfinde dafür große Dankbarkeit.
Haben Sie ein besonderes Ritual, bevor Sie auf die Bühne gehen?
Das Erste, was ich tue, ist beten. Ich danke für die Möglichkeit, auf der Bühne zu stehen, und bete für eine gute Aufführung.
Danach wärme ich meine Stimme auf und versuche, meinen Körper zu entspannen, um ganz präsent auf die Bühne gehen zu können.
Welche Opern-Figur würden Sie gerne mal auf einen Kaffee treffen – und warum?
Vielleicht Nemorino aus L’elisir d’amore. Ich glaube, er hätte einen ganz einfachen, aber ehrlichen Blick auf das Leben und die Liebe. Bei einem Espresso würde ich ihn fragen, ob der Liebestrank wirklich nötig war – oder ob er am Ende nicht einfach nur an sich selbst glauben musste.
Welche Reaktion nach einer Aufführung hat Sie am meisten gefreut?
Der Moment, wenn nach einer Vorstellung der Applaus und die Begeisterung des Publikums laut werden, macht mich jedes Mal aufs Neue glücklich. Und die persönlichen Rückmeldungen danach – ehrliche Worte, Komplimente, kleine Begegnungen – erinnern mich daran, warum ich Sänger bin.
Welche Musik hören Sie, wenn Sie nicht arbeiten?
Auch wenn ich nicht arbeite, höre ich oft Oper – besonders verschiedene Interpretationen derselben Werke, das finde ich sehr spannend. Außerdem mag ich K-Pop oder Jazz – aber laute, schnelle Musik ist nicht so mein Stil …
Welche Rolle kann die Oper in unserer Zeit spielen?
Für mich ist die Oper eine der wenigen Kunstformen, die niemals aus unserem Leben verschwinden werden – ein echtes Gesamtkunstwerk, das Musik, Drama, Bild und Sprache vereint. Leider beobachte ich, dass das Interesse an der Oper, besonders bei der jungen Generation, immer mehr abnimmt. Umso mehr glaube ich, dass Oper heute eine besondere Rolle spielen kann: Sie ist ein Raum, in dem Menschen wieder lernen können, Gefühle zu teilen, zuzuhören und sich mit dem Menschsein auseinanderzusetzen. Man könnte sagen: In einer Oper kann das ganze Leben enthalten sein.
Ich wünsche mir, dass die Oper für viele Menschen ein Ort des Trostes, der Verbindung und der tiefen inneren Bewegung wird.