Ein Dialog zwischen Licht und Schatten

Der Kostümbildner Salvador Mateu Andújar über sein Design zu Goldberg

Du arbeitest in vielen Bereichen – zwischen Oper, Theater, Film, Mode und Installationen. Welche Anforderungen stellt der Tanz an das Kostümdesign? 

Im Tanz wird das Kostüm zu einer zweiten Haut. Gleichzeitig ist es ein dramaturgisches Instrument – es begleitet, atmet und verwandelt sich mit den Tänzer:innen. Erscheinung wird Präsenz.

Für Goyo Monteros Tanzstück Goldberg hast du ein äußerst raffiniertes Kostümdesign geschaffen. Welche Gedanken stehen hinter deinem Entwurf?

Wie C.G. Jung sagte: „Man wird nicht erleuchtet, indem man sich Lichtgestalten vorstellt, sondern indem man sich der Dunkelheit bewusst wird.“ Den Schatten zu integrieren bedeutet, sich mit dem Verdrängten zu versöhnen – Ganzheit zu erreichen. Wenn das Licht die Dunkelheit umarmt, hört es auf, bloßer Schein zu sein und wird zur Präsenz – zur Einheit. Die Seele integriert ihre Gegensätze und wird ganz. Lee Miller entdeckte dieses Phänomen beinahe zufällig – als hätte sich das Bild selbst gegen sein Schicksal aufgelehnt. Gemeinsam mit Man Ray verwandelte sie den Fehler in eine Offenbarung: eine Technik, die nicht nach Perfektion strebt, sondern nach der ambivalenten Wahrheit des Seins. Die Technik der Solarisation zerstört das Bild nicht – sie verwandelt es. Sie ist eine visuelle Alchemie, ein Tanz zwischen Bewusstem und Unbewusstem.

Wie überträgst du diese Technik auf den Stoff und welchen Effekt erzielst du damit? 

Der Prozess beginnt mit einer Fotografie des Körpers der Tänzerin oder des Tänzers, die solarisiert und auf einen Stoff mit dunklen Silberreflexen gedruckt wird – eine Anspielung auf jene leuchtende Verwandlung. Dieses Bild wird dann auf gerafften Tüll gedruckt, der über einem anthrazitfarbenen Grundstoff liegt, der an analoges Material erinnert. Jedes Stück ist ein Unikat, geboren aus einem technischen und emotionalen Prozess, in dem Licht und Dunkelheit sich erkennen, miteinander verschmelzen, eins werden. Jedes Kostüm ist eine eigene Variation – ein Gleichgewicht zwischen Sichtbarem und Verborgenen. Die Kostüme offenbaren das Licht und den Schatten des Selbst. Es geht darum, die Grenze zwischen Sichtbarem und Unsichtbarem zu erforschen – den Fehler in Schönheit und den Schatten in Präsenz zu verwandeln. Der Druck ist nicht bloß ein visueller Effekt, sondern eine symbolische Geste – eine Versöhnung zwischen Materiellem und Geistigem.

Die Fragen stellte Anne do Paço

Goldberg

Tanzstück von Goyo Montero
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